Tornado- geschichte Wir hatten einmal einen Tornado als Haustier, aber sie hat ein paar Leute getötet, darum hat Paps sie mit raus aufs Land genommen und freigelassen. Sie ist nur zu den Johnsons rüber und zurück, hat nicht einmal die Straßen ruiniert. Paps sagte, sie habe den Teufel im Leib und werde versuchen, die ganze Familie Johnson umzubringen. "Paps, wieso hast du sie freigelassen, ohne uns Bescheid zu sagen? Woher soll ich wissen, daß du nicht lügst? Woher soll ich wissen, daß du sie nicht mit Steinen beschwert und in den Bach geschmissen hast?" "Sie hat einen Schulbus auf iher Haus geworfen. Wen wollte sie töten, die Schulkinder oder die Johnsons?" "Wie kannst du darüber urteilen?" sagte ich. "Das liegt nun mal in der Natur eines Tornados, das ist alles. Für Wendy sieht ein Schulbus halt klotzig und spaßig aus." Ich musste Paps schwören, daß ich nie wieder einen Tornado mit nach Hause bringen würde, solange ich lebte. " Eines Tages wirst du das verstehen", sagte er. "Außerdem bin ich es doch, der das Haus der Johnsons wieder zusammenschustern muß. Körperliche Arbeit ist gar nicht so toll, wie es immer heißt. Wie alt bist du überhaupt?" Für Regen und Hagel konnte Wendy ja nichts. Sie wollte niemandem wehtun. Was kann sie denn dafür, daß es so viele Menschen gibt? "Alter", sagte ich zu ihm. "Ich liebte diesen Windstoß, und es kann nicht angehen, daß du mir sagst, du hättest sie umgebracht. Ich ziehe aus, und ich bin ziemlich sicher, daß Katrin, Elizabeth und Isuzu mitkommen." "Hast du wieder mit deinen Schwestern geschlafen?" "Wir haben es besprochen, und wir haben beschlossen, daß wir mit den 4.7 Dollar, die wir ohne dich verdienen werden, ganz gut auskommen dürften." "Ich habe ja nicht gemeint, du könntest nie einen Tornado haben", sagte Paps, aber es war zu spät. Es ging mir gar nicht mehr um Tornados. Ich wollte etwas Größeres. Etwas, das man nicht kaufen konnte. Ich wollte meine Schwestern an einen sicheren Ort bringen und auf ewig leben. Und wenn Katrin, Elizabeth und Isuzu die Rechnungen bezahlten, dann könnte ich meinen blöden Bankjob aufgeben und in den Ruhestand gehen. Ich war alt genug, um die körperliche Arbeit zu bewältigen. Ich stahl eine Kettensäge in Paps Garage und rodete uns etwas Land, mit einer kräftigen Eiche in der Mitte, für unser Baumhaus. Elizabeth sagte, sie fühle sich frei wie ein Vogel. Katrin gefiel der Ausblick. Isuzu sagte, ein Baumhaus sei ein guter Platz für eine Familie. Paps wurde bei den Johnsons fertig und bat uns unsere alten Zimmer wieder an. Wir verlangten einen neuen Flügel, einen Anbau größer als das Haus. Wir wollten einen Helikopterlandeplatz und eine Huey, einen Vulkan, der richtig ausbricht, ein Schwimmbad voller Pepsi, einen persönlichen Geburtshelfer, einen Clown, einen hochfrisierten Sportwagen, ein Trampolin, einen Graben. Paps sagte, es würde Monate dauern, einen guten Geburtshelfer zu finden, aber alles andere sei in einer Woche fertig. Eine Woche? Was konnte ich schon sagen? Katrin wollte einen begehbaren Wandschrank und Isuzu war dauernd erkältet. Elizabeth war schon tot und verstank uns den Hof - weil Katrin sie aus dem Baum gestossen hatte, als sie sichtbar schwanger wurde. Ich glaube, das war meine Schuld. Ich hatte Katrin vor den Anderen versprochen, sie würde die erste sein. Aber war es meine Schuld, daß Elizabeth nachts ihre Stimme als Katrins verstellen konnte? Sie konnte das richtig gut. Sie hat mich ein paar Mal ausgetrickst. Und was, wenn Isuzu auch anfing, mich auszutricksen? Würde Katrin sie als nächstes stoßen? Ich beschloß, daß wir aus dem Baum raus mußten, wenn ich meine Familie zusammenhalten wollte. Ich sagte Paps, daß er von mir aus im hochfrisierten Sportwagen schlafen könne - wir ziehen heute ein. Unter einer Bedingung war Paps damit einverstanden, im hochfrisierten Sportwagen zu schlafen: Er wollte Isuzu. Ich hatte keine Wahl. Katrin war endlich schwanger und der Winter kam immer näher. Ohne Isuzu hatten Katrin und ich unsere Mühe, zurechtzukommen - aber ich konnte nicht zurück zur Bank. Seit ich sexuell aktiv geworden war, hatte ich die Fähigkeit zu zählen verloren. Ich überredete Katrin zur natürlichen Geburt und wir vermieteten den Geburtshelfer. Schließlich hielt Paps sein Wort: Wir bekamen den Clown, den Graben, den Vulkan, einen Hubschrauberlandeplatz. Als er das Schwimmbecken fertig hatte, füllte er es mit Coke statt Pepsi. Inzwischen flogen Katrin und ich nach Vegas, um zu heiraten. Wir einigten uns auf den Namen Katrin II., egal ob das Kind ein Junge oder Mädchen war. Wir verspielten Pfennige und tranken die ganze Nacht lang Drinks für umsonst - im Circus Circus, wo die Clowns anspruchsvoller sind als unserer daheim. Als wir heimkamen steckten wir unseren Clown in einen Anzug und schickten ihn zu meinem Bank-Job. Außer, daß sie ihn wieder zurückschickten, weil er beim Zählen mit seiner Hupe trötete. Der Bankmanager sagte, Tröten sei schlecht fürs Geschäft. Der Winter kam, und es gab weniger Gartenarbeit. Mein neuer Trick war es, so schnell wie möglich zu fahren und dann auf die Bremse zu latschen. Ab und zu schaufelte ich den Helikopterlandeplatz frei, aber meine anderen Pflichten ließ ich den Clown erledigen. Er brauchte länger, weil er immer alles auf seine umständliche Art machte. Aber wenigstens machte er alles - also ließ Paps mich weiterhin seinen Maverick fahren. Bis dahin hatten wir auch einen inoffiziellen Tausch gemacht, weil ich seinen Maverick fuhr und er immer noch im hochfrisierten Sportwagen schlief. Er behauptete, die Schalensitze kurierten seine Rückenschmerzen. "Der Maverick hat Schalensitze", sagte ich. "Nicht soschalig". Er polierte immer das Chrom. Ein oder zwei Mal dachte ich darüber nach, ihn im Schlaf umzubringen. Es wäre einfach gewesen, so tief wie er schlief. Aber dann sah ich diesen Film über ein altes Auto in dem es spukte, und ich wollte nicht, daß mir sowas passierte. Als ich der schwangeren Katrin überdrüssig wurde, schickte ich sie zurück zu ihrem Job in der Nachrichtenredaktion von Kanal Sieben. Ich sagte ihr, sie sei nicht die einzige schwangere Ansagerin. Ich log die ganze Zeit. Jeden Morgen sagte ich ihr, man könne noch nichts sehen, besonders hinter ihrem riesigen Ansager-Schreibtisch. Und Wochentags, um Punkt fünf Uhr, fuhr ich bei Paps Haus vor, schob mich an einem seiner Jungs vorbei, ich glaube, Charles hieß er, ein Bruder oder Halb-Bruder von mir, immer mit diesem blöden Gesichtsausdruck, keiner von meinen Brüdern taugte was. Ich schloß mich in Isuzus Zimmer ein. Sie war die einzige katholische Priesterin weit und breit. Sie hatte Titten wie bißgerechte Erdnußbutterpralinen, eine Mitgliedschaft im Oak Hills Country Club und die Macht, mich von meinen Sünden freizusprechen. Die schwangere Katrin konnte abzischen. Ich wollte Isuzu. "Das ist kein besonders guter Schneemann", sagte er. "Laß mich mal helfen", und er ging auf die Hände und Knie, um einen Schneeball zu machen. "Verpiß dich", sagte ich zu ihm. "Paß bloß auf, was du sagst", sagte er, und er hob eine Hand. Nach einem Moment hatte er sich wieder im Griff und stand auf, Schnee an seinen Hosen. "Ich beneide dich", sagte er. "Ich würde dir den hochfrisierten Sportwagen geben, für eine neue Chance als Vater." "Wer wollte dich schon?" sagte ich. "Ich habe ein Auge auf Isuzu geworfen". "Sie gehört Gott", sagte ich. "Außerdem will ich sie zurück". "Abgemacht ist abgemacht", sagte er. "Ich geb dir 0.8 Dollar, nur damit du dich raushältst." Als Paps sich umdrehte, zeigte ihm Katrin den Stinkfinger. "Und meine erstgeborene Tochter obendrein", sagte er schließlich, und da konnte ich nicht nein sagen. "Isuzu liebt mich", sagte ich ihm, aber sie bedeutete mir gar nichts im Vergleich zu 0.8 Dollar und einer Tochter. An Nachmittag hatte Isuzu vier Taufen und sechs Begräbnisse, also kam sie erst heim, nachdem ich Katrin ins Bett gebracht hatte. Ich machte Hackepeter und Dosenspaghetti, mixte alles in einer Plastikschale zusammen und stellte es fünf Minuten in die Mikrowelle. Ich zündete Kerzen an und entkorkte eine Flasche Champagner. Sie landete die Huey, rannte durch den Garten und kam durch die Glasschiebetür rein. Für sechs war sie schnell. Wir setzten uns zum Essen. Isuzu klatschte in die Hände, neigte ihren Kopf und betete: "Gott ist gut. Gott ist großartig. Danke für unser Essen. Amen." Sie liebte Hackepeter und Dosenspaghetti. "Was hältst du von Paps?" fragte ich. "Wieso?" "Er will dich heiraten. Du könntest deinen Job behalten, Paps heimlich heiraten, und wir könnten immer noch unsere Affäre haben." Im Frühjahr heirateten Paps und Isuzu auf unserem Trampolin. Ich war Trauzeuge und Katrin war Brautjungfer. Isuzu war gleichzeitig Braut und Priesterin, immer hin- und herspringend zwischen ihrem Platz vor dem glücklichen Hochzeitspaar und ihrem unglücklichen Platz an Paps Seite. Sie war sichtbar schwanger, aber das hinderte sie nicht am Hüpfen, und Paps versuchte nicht auszusteigen. Katrin II., ein Junge, wurde kurz darauf geboren. Katrin gebar live vor der Kamera, also zahlte uns das Studio eine Menge Geld und wir konnten uns den Geburtshelfer wieder leisten. Ich schickte ihn zu Isuzu und sein Sonargerät sagte "Mädchen". Wenn es um seine erstgeborene Tochter ging, würde Paps auf jeden Fall sein Wort brechen. "Isuzu", sagte ich, als wir alleine im dunklen, engen Beichtstuhl von St. Xerox waren, wo wir uns oft trafen und liebten, "tausche dein Mädchen gegen Katrin II." "Ich brauche ein Mädchen, um mich aufzuheitern", sagte sie. "So, wie Paps sich aufführt, könnte man meinen, er wäre mit dem verdammten hochfrisierten Sportwagen verheiratet!" "Wenn du mich liebst", sagte ich, "dann tauschst du". "Ich liebe dich schon". "Tausche". "Ich will mein kleines Mädchen". Ich gab Isuzu einen Pferdekuß auf dem Oberarm, und sie gab nach. Der Geburtshelfer tauschte die Babies aus. Paps bekam Katrin II. und nannte ihn Todd, und Katrin und ich bekamen Isuzus Mädchen und wir nannten sie Neue Katrin. Für ein paar Wochen war alles rosig, aber mir war klar, daß das nicht so bleiben würde. Schließlich zählte Paps zwei und zwei zusammen. Ich weiß noch, daß ich mir an dem Tag ganz besonders toll vorkam. Ich erwischte Paps wieder dabei, wie er Müll in unseren Vulkan schüttete, und ich hatte genug. Ich fuhr mit dem Maverick bei seinem Haus vor, um ihm was von Müllschluckern und Respekt vor der Umwelt zu erzählen. Als er sah, daß ich es war, der an seine Tür hämmerte, kam er raus und schlug mir ins Gesicht. "Was zur Hölle hast du dir eigentlich gedacht?" Ich lag auf dem Boden und versuchte mich zu schützen, aber er ging mit dem Gürtel auf mich los. Er schlug mich hier und hier und hier und hier. Als ob Mama ihn nie verlassen hätte und sein neues Baby was besonderes wäre. |