WANDLER, Zeitschrift für Literatur, No 29

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Alfons-Maria Bernard

mitteilung an eine verheiratete
betreffend die vergangene nacht
in der sie und ihr gatte sich beschliefen

als du in dieser nacht mit
deinem adam ehelich verkehrtest
triebt ihr euch herzlich an
dass sich was fühlen ließ
dabei juhlte keiner laut
weil doch die tür weit auf-
stand eurer kinder wegen
dass sie alptraumgepeinigt
jederzeit zwischen euch kriechen
könnten wie deine hand an
seinen schwanz ging wär noch
ein eleganter rückzug der vorhaut
unauffällig geblieben aber
da sie nicht schrien kramte
sich was gierendes in euch
zusammen krocht ihr also
stopftet in stiller arbeit
die geschlechter zueinander
spannten sich bei gleichem tonus
in euren drüsen krallende
wurden verwandelt unverzüglich
in zuckende zuckersüße hat er
hastig herzlieb zu dir gesagt mein
universum eva oder dergleichen
wie ihr so still euch hingenommen
ein jeder schon mit einem andern
habt mit eurer bleichen mondhaut
im kühlen schweiße überarbeitend
was noch wie der schnee von gestern
von spuren ärschen und gesichtern
bis jetzt nicht weggetrocknet ist
ehe jeder von euch sich seitwärts
rollte mit abgewandten rücken nahe
zu kommen den eigenen bildern
ergoss sich mir was über dich wollte
in einen schoß der nicht mehr mein war

Alfons-Maria Bernard

Und das fischweib fischt den fischmann
schuppe auf schuppe schäumt nesselwasser
chaos nichts zischeln die muscheln chaos
alles muss seine ordnung haben dass
alles ein kosmos sein möchte fischweib du
schreit der fischmann im wellenschnitt
hast mich angefallen mit silberner schärfe
die harten flossen zu händen gebogen
die rücken gebeugt zur maskerade im tang
haust der dunkelgrüne herr der befruchtung
macht kurzen prozess das fischweib schnappt
zu mit den brüsten schwemmt spaßflutendes
gelächter schaukelt auf zu den kühlen schwärmen
fallender farben scharlachrotes gelichter
augen deine augen sind mir so lieb deine
flimmernden adern darin möchte der regen
in deine iris schwärmen die wellen von trauer
und zorn aus dem netz der gezeiten fangen
(sweet dreams before) mit der hand eintreiben
aus der finsternis der klippen ins licht
der brandung schwimmen mein liebfisch
komm in mein blaues geschlecht will dich
spielen sehen maultauchend ein einziges silber-
weißfeuer fleisch wir fürchten uns nicht
da wir aus dem flüssigen uns nur verfestigen
ins zeitalter der muscheln tropfen um tropfen
verschlungen kopfüber leib an leib ins blaue