Wandler Zeitschrift für Literatur No 27

 

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Martin Stockburger

Der Kampf

 

Martin Stockburger
Der Kampf


Wie soll man beginnen? Wie kann man beginnen? Niemand gibt Antwort. Der Schreibende ist allein. Wer ist der Schreibende? Der Schreibende will sich darstellen. Wie kann er sich darstellen? Er schreibt. Ich schreibe. Was ist das? Was hat es auf sich mit diesem Schreiben? Kann an sich so darstellen? Ich will von mir reden. Wer bin ich? Rede von dir. Es geht nicht. Warum beginnen? Wo ist der Ausweg? Ist das die Krise? Ich will nichts hören von einer Krise. So darf man nicht reden. Ich rede, wie ich reden will. Aber es gelingt ja alles nicht. Das Scheitern. Auf das Scheitern zu sprechen kommen. Ich muß auf das Scheitern zu sprechen kommen. Ich bin gescheitert. Das steht nun fest. Aber als Scheiternder darf ich doch nicht schreiben. Warum habe ich begonnen? Ich fühle mich so schlecht. Ich muß es aussprechen. Ohne Rücksicht. Ich kann es nicht verheimlichen. Es geht mir total beschissen. Ja und. Sind wir hier in einem Verständigungstext? Die Niedergeschlagenheit überwinden. Was soll ich tun? Ich bin hilflos. Oft fangen meine Texte total deprimiert an. Dann schneide ich einfach den Anfang weg. Schreiben für niemanden. Schreiben für mich.

Alle Zweifel beiseite wischen. Natürlich geht das nicht. Einfach sich abfinden. Sich einrichten in der Situation. Sich das Beste machen aus dem Gegebenen. Ich höre seine Schritte. Die Kirchenglocke schlägt. Es ist zehn Uhr. Es ist Nacht. Was habe ich zu erwarten? Sich einlassen. Sich nicht einlassen können. Alles aufzeichnen. Wie soll ich die Lücken füllen? Das Bild. Das Ideal. Ich sehe ihr Gesicht. Meine Gedanken. Alles ist zerbrochen. Wie kann man leben? Wie kann man so leben?

Ich sitze am Tisch. Es ist Abend. Es ist dunkel draußen. Es ist Sonntag. Es ist ruhig. Ich habe den Fernseher ausgeschaltet. Die Heizung ist an. Ich sitze am Tisch und schreibe. Es war heute ein schöner Tag. Ich bin krank. Ich bin erkältet. Die Erkältung ist jedoch nicht das Schlimme. Ich will nicht mehr zur Arbeit. Ich will mehr freie Zeit für mich. Darf man so etwas aussprechen? Ich muß mich beherrschen. Ich kann nicht mehr klar denken. Die Aggressivität vernebelt mir den Blick. Ich habe doch jetzt frei. Warum genügt mir das nicht? Ich habe auch zwei Tage der letzten Woche nicht gearbeitet. Ich kann mich nicht dazu äußern. Ich weiß überhaupt nicht, für wen ich schreibe. Warum frage ich mich. Die Bedrohung. Ich fühle die Schwäche. Ich fühle den Niedergang. Wie kann ich mich erheben? Ich fühle die Schmach. Bezahlt man so für seinen Hochmut? Geht es mir gut? Geht es mir schlecht? Ich bin geflüchtet. Ich fühle mich nicht wohl im Exil. An eine Heimkehr ist nicht zu denken. Ich will auch nicht heimkehren. Ich kann nicht heimkehren. Was rede ich von Heimkehr? Ich weiß nicht, wo meine Heimat ist.

Was hat sich verändert? Was ist geschehen? Wem bin ich Rechenschaft schuldig? Jemand kommt die Treppe herauf. Ich sehe die Briefe. Es ist eine Herausforderung. Ich sehe an die Wand. Wo ist der Druck? Sich etwas erkämpfen. Ich kann so nicht schreiben. Der Riß an der Wand. Warten auf den Erfolg. Ich muß mich doch bemühen. Wie schildere ich den Kampf? Ich schildere ihn nicht. Ich kann ja hier nicht ausholen. Ich kann keine Forschungen betreiben. Alles ist gestrichen. Der Kampf des Schriftstellers. Und der Leser? Wo ist der Leser? Ich dachte früher nicht an den Leser. Ich schrieb ja in der Isolation. Ich tue so, als müßte der Leser mit meiner Entwicklung vertraut sein. Ich denke auch immer an das Gesamtwerk.

Ich sitze am Tisch. Nichts ist wichtig. Ich muß mich beherrschen. Ich sehe alles trübe. Wo ist meine Aufgabe? Ich weiß nicht, was ich schreibe. Der Abscheu vor allem. Etwas erzählen. Ich las Schnitzlers Erzählung ‘Ein Abschied’. Ich kann kein Tagebuch führen. Mit Romanen habe ich nichts im Sinn. Programmatisch sprechen. Die Suche. Sich vergewissern. Es ist so beschämend. Wage den Blick in deine Werke. Warum klebe ich plötzlich so an der Umwelt? Ich habe etwas verloren. Wo ist der Erfolg? Das ist doch lächerlich, was ich schreibe. Ich bin mir selbst völlig entfremdet. Ich bin zurückgesunken. Ich habe nichts von den bedeutenden Werken, die ich verfaßt habe. Ist alles Selbsttäuschung? Wie wird man Schriftsteller? Warten auf den Erfolg. Habe ich meine Karriere falsch begonnen? Das Lähmende. Wo ist die Gruppe? Wo sind die Freunde? Wie kann man als Schriftsteller gleichzeitig berufstätig sein? Selbsthaß. Die Rolle des Schriftstellers in der Gesellschaft. Ist es vermessen, seine Werke veröffentlichen zu wollen? Ich will jetzt hier eine Klärung. Sie fragte mich, ob ich fotografiere. Ich verneinte nicht. Ich muß doch etwas tun. Ich kann nicht nur immer lesen.

Habe ich mich verändert? Ich frage ja nur. Die Kirchenglocke schlägt. Wie banne ich die Welt auf das Blatt? Komik. Ich bete an die Literatur. Wen interessiert, was ich denke? Alles ausschalten. Ich tue hier, was ich will. O Genius, erhöre mich. Ich Unfähiger. Ich tue nicht, was man von mir erwartet. Ich stelle mir etwas vor. Schreibe doch etwas über den Schnee. Ich lebe in meinen Erzählungen. Verrate alles. Ich habe eben in Brodkey gelesen. Das stimmte mich gut. Ich will nicht ausholen. Ich will nichts erklären. Der Zufall soll herrschen. Ich will keine Stringenz.

Der heutige Tag. Nein, so geht das nicht. Ich will lieber erzählen von meinem Kampf. Von einem Kampf zu reden, ist natürlich auch eigenartig. Ich will nichts ausbreiten. Warum dränge ich so zur Aussage? Natürlich will ich etwas aussagen. Ich könnte ja meine Technik vorführen. Wo ist das Zeitgeschehen? Jemand redet. All die Stimmen durcheinander. Ich war in der Nacht. Die Kälte tat gut. Darf man einfache Sätze schreiben? Ich war nicht an der Universität. Ich wollte an die Universität. Ich ließ mich abschrecken. Ich sah den Mann. Ich stieg aus dem Bus. Das Gefühl. Rede über dein Gefühl. Ich stand an der Wand. Ich las in der Zeitung. Mißmutige Blicke auf mir. Das Erlebnis. Das Ablaufen des Films. Etwas verständlich machen wollen. Wo ist der Gesprächspartner? Ich imaginiere ihn mir. Ich bin jedoch in Übung. Ich denke an die positiven Erlebnisse. Vielleicht wird ja auch noch wirklich etwas aus mir. Habe ich das positive Denken entdeckt? Wo kommt das alles her? Der Schwebezustand. Die Wörter. Ich las viel. Rousseau. Unter anderem. Ich entdecke.

Die Sonne scheint. Was will ich damit sagen? Ein Eindruck. Der Schnee auf den Dächern. Ist das wichtig? Ich sehe es so. Ein Anlaß, sich zu erinnern. Wo sind die Empfindungen der Vergangenheit? Ich erinnere mich hin und wieder, doch alles versinkt im Strom der Zeit. Wer fragt mich nach meiner Vergangenheit? Ich versuche natürlich, der öden Gegenwart etwas Erhebendes entgegenzustellen. Warum ist die Gegenwart öde? Ich meine, ich kann nicht so leben, wie ich mir mein Leben vorstelle. Es gab Ansätze, doch sie wurden immer wieder verschüttet. Wen interessiert mein Leben? Ich muß mich behaupten gegen die Vorschläge von außen, aber ich muß der Außenwelt dienen. Ich arbeite im Verborgenen. Die Stimmen von außen stürzen auf mich ein. Es sind nicht nur Stimmen. Ich werde auch gefangengehalten. Es ist nur ein kleiner Freiraum, der übrigbleibt für mein Leben. Ich habe mich ausgeliefert der Außenwelt. Kann man das nicht auch positiv sehen? Ich sehe es nicht so. Es ist ja ein Zwangsverhältnis. Ich begab mich nicht ganz freiwillig in die Gefangenschaft. Ich wurde gedrängt von meinen Ratgebern. Ich sehe ja auch keine Chance für mein Leben. Ich konnte mich nur verkaufen, aber sie wollten nicht das, was mir etwas bedeutet. Sie nützen mich aus für ihre Zwecke.

Ich ertrage die Stille nicht. Es ist wieder schönes Wetter. Ich bin unruhig. Ich sitze am Tisch. Etwas muß geschehen. Ich krame in meinen Formeln. Ich muß etwas tun. Am Himmel ein Flugzeug. Der Schnee auf den Dächern. Wer bist du? Eine Antenne. Die Stille. Das Haus ist wie ausgestorben. Ich höre die Kinder. Ich muß mich verändern. Ich kann mich nicht verändern. Ich erreiche nicht das, was ich schon erreicht habe. Ich kann mich nicht fortentwickeln. Kehre zurück. Ich erinnere mich. Ich erinnere mich nicht. Ich kann mich nicht ausbreiten. Die Herausforderung fehlt. Jammern, ewiges Jammern. Wo ist der andere Ton? Die weißen Wolken am blauen Himmel. Ich bin hier gefangen. Ist es gut? Ist es schlecht? Warum immer nur diese Prosa? Wo ist das Drama? Wo ist die Lyrik? Die Chance des Tagebuchs. Was ich alles tue. Wie kann ich es festhalten? Ich bin gescheitert. Immer wieder existentialistische Sätze. Ich frage mich, wer ich bin. Wo sind meine Studien? All die Versäumnisse. Immer sich halten an die Narben. Wie geht es weiter?

Man möchte davonlaufen. So einfach geht es nicht. Ich will hier eine Anklageschrift verfassen. Ich getraue mich nicht. Lieber zerstöre ich mich selber. Bin ich an allem schuld? Ja, ich bin an allem schuld. Ich geriet in die Verstrickung. Ich kann es nicht sagen. Ich kann nichts sagen. Vielleicht einige kleine Andeutungen. Es interessiert ja sowieso niemanden. Ich bin hier völlig allein. Ist dies eine literarische Verstrickung? Ich will nichts sagen. Ich will alles vergessen. Ich will nicht daran denken, aber ich muß daran denken. Ich will endlich ein besseres Leben. Ich will mich entfalten können. Ich will nicht von anderen bestimmt werden. Ich will ausbrechen aus der Sklaverei. Wo ist die Sklaverei? Ich will keine Namen nennen. Ich kann nichts sagen. Soll ich kündigen? Ich kann nicht kündigen? Überall dieser Terror. Wo sind die Menschen? Ich habe nur Umgang mit den Medien. Ich will nichts mehr hören. Immer dieses stumpfsinnige Lesen. Ich hasse die Literatur. Literatur hat keinen Nutzen. Literatur wirft einen nur in die Einsamkeit. Es gibt keine Verbindungen. Es gibt keine Leser. Es gibt keine Schriftsteller. Es gibt nur die Medien und die Medien interessieren sich nicht für Literatur. Ich bin ein ekliger Mensch. Ich bin ein Versager.

Warum halte ich mich fern? Das ist eine blöde Frage. Es ist alles beantwortet. Ich muß mich bemühen. Ich hasse diesen Kram. Muß man die Freiheit einschränken? Was heißt hier schon Freiheit? Wo ist der Existentialismus? Was bewegt mich? Kann man mit Selbsterforschung brillieren? Ich ritze doch nur an der Oberfläche. Ich hasse dieses Ich. Was soll die Literatur? Die Suche nach dem Ursprünglichen. Wie komme ich heraus aus diesem Loch? Man kann nicht alles in der Schwebe lassen. Ich muß mir alles selbst erfinden. Es gibt keine Literatur. Ich bin der letzte. Warum schreibe ich? Muß ich mich beruhigen? Es muß doch einen Antrieb geben. Früher war alles anders. Früher hatte ich Freunde. Früher hatte ich eine Vision. Über das Alter schreiben. Über das Ende. Warum quäle ich mich so? Ich müßte genauer sagen, was ich will. Ich kann mich doch äußern zu allem. Ich sehe sehr viel fern. Warum schreibe ich nichts darüber? Ich arbeite. Ich habe Beziehungen. Etwas ist falsch. Das Falsche aufspüren. Ich hasse mich.

Horchen auf die innere Stimme. Ich sehe die Silhouette. Das Opfer. Ein Moment der Ruhe. Ich sitze am Tisch. Was habe ich nun zu sagen? Es ist alles falsch. All die Pläne. Die Stille. Die Einsamkeit. Das Blau am Abend. Es ist alles gescheitert. Ich mache weiter, obwohl ich gescheitert bin. Alle Versuche waren nutzlos. Die Angst, die mich verstummen läßt. Das Vogelgezwitscher am Abend. Ich bin ruhelos. Berichten von meinen Wanderungen. Überall allein. Ich will mich nicht beklagen. Ich beklage mich. Ich weiß nicht, was ich tue. Wo ist die Niederlage? Wie kann ich sie greifen? Ich sitze hier fest in meiner Falle. Wie soll ich mich beklagen? Ich bin nicht Martin Walser. Der Ekel. Der Ekel vor allem. Was ich war. Ich habe es vergessen. Mein Leben ist belanglos. Ich mache mich wichtig. Ich mache mich wichtig, indem ich schreibe. Darf ich überhaupt so schreiben? Alles lähmt. Ich will Erfolg. Was sehe ich? Ich habe meine Chance verspielt. Ich bin alt und erfolglos. Ich bin nicht auf der Höhe der Zeit. Ich muß mich vergewissern, wer ich bin. Ich weiß nicht, wer ich bin. Alles ist verschwommen. Warum habe ich keinen Erfolg? Bin ich fixiert? Ich bin allein. Ich will allein sein. Wird mich der Erfolg aus meiner Einsamkeit entlassen?

Ich sitze und lausche. Wie albern. Du hast falsch begonnen. So kannst du nichts darstellen. Ich erinnere mich. Schon besser. Das Thema. Das Thema. Ich lasse mir nichts diktieren. Nicht so hektisch. Ich saß auf einer Bank. Splitter der Wirklichkeit. Vögel sangen. Jetzt kommt mir das Wort ‘Schlaflosigkeit’ in den Sinn. Der Leser interessiert sich nicht für dein Leben. Merke dir das. Ich bin zerfressen. Ich berichte weiter von meinem Kampf. Eine Intention. Ich reihe Wörter aneinander. Ich reihe Sätze aneinander. Ich bin hier in der Leere. Das Ich als das Grundsätzliche. Ein akademischer Text. Ja, ich habe studiert. Das interessiert nicht. Was interessiert? Eine Begebenheit. Ein Name. Die Beschäftigung mit Lyrik. Realismus. Surrealismus. Ich träume. Ein Muster. Ein Gebäude. Eine Struktur. Der Wunsch. Die Sehnsucht. Das Verlangen. Sich Gedanken machen über sein Leben. Wie lebe ich? Welche Möglichkeiten? Der Glaube an die Literatur. Täglich knie ich am Altar der Literatur. Ich begieriger Schüler. Herr, erhöre mich. Nun schlägt die Kirchenglocke. Es ist Nacht. Ich muß auf die Disziplin zu sprechen kommen.

Wie habe ich mich verändert? Das Leben ist eine ständige Krise. Ich muß etwas darstellen. Es gibt keine Richtung. Ich bin aufgeregt. Man verharrt in seiner Position. All die alten Kämpfe. Wie wird das Opfer zum Täter? Etwas beschreiben. Ich laufe durch die Stadt. Ich sehe auf die Brüste der jungen Frauen. Der Mensch als biologisches Wesen. Wie bei Brinkmann. Nein, ich will eine Erklärung. Was ist aber das Problem? Ich bin restlos verwirrt. Ich behaupte mich. Ich funktioniere. Ich hasse diese Gesellschaft, die mir alles verbaut. Mein Gegner. Sich einen Gegner schaffen. Wo ist der Ernst? Das Funktionieren bestimmt mich so, daß kein Rest mehr bleibt für mein eigentliches Menschsein. Ich bin eine Maschine. Ich bin ein Tier. Ich werde von anderen bestimmt. Ist dies nicht mein Schutz? Kann ich mich als Individuum behaupten? Ich bin ein Massenmensch. Ich bin ein Konsument. Ich bin ein Arbeitstier. Ich verblöde in meinem Funktionieren. Es muß einen Aufschrei geben. Wo ist der Protest? Wo ist die Vision? Habe ich alles vergessen?

Ich wußte nicht, wer ich war. Das dachte er. Er schrieb es nieder. Er verlor sich. Er suchte sich. Er fand sich. Er entglitt sich. Er kam nicht von der Stelle. Er saß am Tisch. Er war an seiner Arbeit. Es trieb ihn zu ihr. In ihr fühlte er sich sicher. Er durfte nicht in ihr versinken. Er mußte reflektieren. Ich muß mich außerhalb von mir stellen, dachte er. Ich werde jetzt etwas ganz Neues beginnen, nahm er sich vor. Der Entschluß beeindruckte ihn. Er war nichts Neues. Ich will nichts Neues, sonst wäre ich nicht hier. Seine Stimme meldete sich zu Wort. Ich will so bleiben, wie ich bin. Ich will geliebt werden. Ich will anerkannt werden. Ich will mich nicht verstellen. Es redete aus ihm heraus. Er ließ seine Stimme reden. Sie verstummte. Ich bin ja da, dachte er sich. Ich brauche keine Abenteuer. Ich brauche keine Erlebnisse. Ich brauche keine Vergangenheit. Ich will nur bei mir sein. Ich will schweigen können. Ich will zufrieden sein. Er stöhnte. Er stellte sich vor, wie ein anderer ihn sehen würde. Jemand schaut mir über die Schulter. Ich will ja auch einen Beobachter. Ich will nicht nur immer allein sein. Was tue ich für andere, fragte er sich. Was haben sie von mir? Ich erreiche sie nicht. Er übertrieb. Er lauschte auf die Stille. Er hörte das Gurren der Tauben. Ich wollte doch etwas sagen. Ich bin unzufrieden.

Es gibt kein Büro. Es gibt nur mich, den Schriftsteller. Ich erfinde mir ein Büro. Es gibt Menschen. Es gibt eine Bürotätigkeit. Ich arbeite in keinem Büro. Ich bin Schriftsteller. Was hat ein Schriftsteller mit einem Büro zu tun? Ich stelle mir ein Büro vor. Es ist wichtig. Ich muß mich an das Büro annähern. Ich arbeite in einem Büro. Es gibt einen Vorgesetzten. Es gibt Untergebene. Es gibt Kollegen. Ich arbeite meine Arbeit. Es ist schwer. Die Arbeit verfolgt mich. Ich kann sie nicht abschütteln. Bin ich ein Opfer der Arbeit? Die Arbeit zerstört mich. Die Arbeit baut mich auf. Die Arbeit ist das Zentrum. Ich will mich von der Arbeit befreien. Ich kann mich nicht von der Arbeit befreien.

Ich habe alles gelesen. Ich mußte es niederschreiben. Es gab keinen Ausweg. Es war alles negativ. Ich lachte. Ich spielte mein Spiel. Ich war zum Zyniker geworden. Ich leugnete die Schmerzen. Ich ließ mich treiben. Ich schützte mich. Wo ist der Kampf? Wo ist das Schlachtfeld? Ich spielte mit den Mythen. Ich interessierte mich für die Erfolglosigkeit. Ich wendete alles ins Komische. Ich verstand Thomas Bernhard. Ich saß an meinem Tisch. Ich ließ den Staub liegen. Ich erbrachte das Opfer für das Werk. Ich zerrieb mich. Ich ruinierte mich. Ich suchte mir einen Stil. Ich blieb mir treu. Ich veränderte mich. Ich ertrug die Spannung. Ich ertrug die Schmerzen. Ich bedauerte nichts. Es gab nichts, was sich ändern konnte. Ich verlor meinen Glauben. Alles trat ein, was ich befürchtete. Ich war am Ende. Ich hatte keine Maßstäbe. Ich spielte nur etwas vor. Es war alles ein Betrug. Mein Leben ist ein Betrug. Ich steigerte mich in meinen Wahnvorstellungen. Ich wollte glänzen. Ich wollte auf mich aufmerksam machen. Es gelang mir nicht. Man beachtete mich nicht. Ich war Dreck. Ich war störend. Ich zog mich zurück. Ich zog mich die ganze Zeit zurück. Hier sitze ich nun in meinem Elfenbeinturm und reflektiere den Niedergang der Welt. Am Himmel ist eine Wolke. Ich sehe sie. Ich will alles zerstören. Ich will mich endlich rächen für die Ungerechtigkeit, die an mir begangen worden ist. Ich will mich aufschwingen in ihre Position und ihnen sagen, was ich von ihnen halte. Ich will Wiedergutmachung. Ich will Entschädigung. Ich war verletzt. Niemand wußte es. Ich verschwieg alles.

Ich saß am Tisch. Ich mußte etwas konstruieren. Es ging nicht mehr weiter so. Ich dachte nach über mein Leben. Ich befand mich in der Vergangenheit. Ich hatte abgeschlossen. Es gab nichts mehr zu sagen. Die Hitze brannte. Ich lief durch die Stadt. Ich hörte die Vögel. Ich wollte nichts mehr wissen. Ich hatte abgeschlossen. Ich saß am Tisch. Ich erinnerte mich. Ich wollte nichts mehr sagen. Es gab nichts mehr zu sagen. Ich hatte unklare Vorstellungen. Ich war unzufrieden. Ich fühlte mich minderwertig. Ich sah keinen Ausweg. Alles ödete mich an. Ich dachte nicht mehr an Veränderung. Der Kampf war verloren. Ich mußte weiterleben als Besiegter oder sterben. Ich wollte nichts mehr mit der Sache zu tun haben. Ich distanzierte mich. Man nagelte mich fest auf meine Mängel. Ich war ein Verlierer. Ich duckte mich. Ich erwartete nichts mehr. Ich tat nichts mehr. Ich saß am Tisch. Ich ließ meine Gedanken schweifen. Ich mußte nichts mehr tun. Ich konnte nichts mehr tun. Ich hatte abgedankt. Ich verabschiedete mich. Ich wollte nicht mehr zurückkehren. Ich saß am Tisch. Die Sonne schien. Ich war nicht beteiligt. Ich war ausgeschlossen. Ich sah keine Möglichkeit mehr. Ich saß am Tisch. Ich wußte nicht mehr weiter.

 

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