Wandler, Zeitschrift für Literatur, Nr.26: WANDLER

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Rainer Würth

 

 

Blick

auf eine dreiundzwanzigbändige

Enzyklopädie

meerblau

pazifisch,

die Tür weiter

ein Gespräch

über die Kastration

von Katern.

 

Es ist an der Zeit

für zärtliche

Zerfleischungen

im Park,

denn der Fluß

fließt

lauter

als sonst

und die Fontänen

des Brunnens

sind pünktlich

erloschen.

 

Bis nächstes Jahr.

 

Kachelofentage,

die Kälte

kehrt zurück.

Das Leben

hinterlässt

seine Spuren.

Eine Schale

mit Milchzähnen

und Gallensteinen.

Der Verlust

des Gleichgewichts

beginnt

auf alten Persern.


Man atmet aus

geht ins sich,

der Weg

ist ein Pfad

eigentlich nur

zertretenes Gras,

die Verästelungen

verschwimmen

zu hölzernem Nebel.

 

Der Blick folgt

einem Stamm,

Verwachsungen,

vernarbten

Rindenjahren,

einem alten Nest,

Stümpfen

von Zweigen.

 

Zaghaftes

gelb zuletzt,

weiße Fetzen

Tag

und der Himmel

sticht

ins Genick.


flußaufwärts

das Wasser

schrammt nur

eine Hand breit

über Steine,

weiter oben

tiefer,

bis zum Nabel

ein Strudel

verwischt

dein Bild.

 

flußaufwärts

in einer Biegung

liegen Soldaten

begraben

das Kreuz

über ihren Köpfen

ist grau

und dick,

die Tannen

sind ganz schön

in die Höhe

geschossen

seit dem letzten Krieg,

unglaublich

daß man hier einmal

Angst haben mußte

vor Flugzeugen.

 

flußaufwärts

die Quelle

ist halb so schön

wie ihr Ausfluß,

ein schwarzes Loch

mit einem Kranz

aus altem Moos.


Wandler, Zeitschrift für Literatur, Heft 26

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