Lyrisch gesehen

Ponti Brückner

Simon Weiland

Peter Salomon: Auf der Brücke, Schwäne

Peter Salomon: Die kaputte Brille

Matthias Kehle: Von kleiner Statur

Oliver Finus: Auf ein Neues

Oliver Finus: In der Zwischen-Zeit

Ponti Brückner

Overseascall - Eine Verdichtung

jemand verfüttert sein Hirn an Trips

mirrorshades: spermabefleckter Mond

flackerndes unterrosa neon versilbertes Fenster

Rock 'n' Roll und das Klirren der Eiswürfel

in Cocktailgläsern - zähe Lebenssehnsucht

Land der unbegrenzten Zermürbung

Roy Lichtensteins Revolver mündet

fell in Love instantly

das Küssen das Küssen des Schaufensters von Mc Donald's

der Orgasmus der gußeisernen Patentdauerwelle

in starker Musik Bewegung

der Ruhe der näheren Haut

Narben und Plumsclo ein Auto

unsterbliche Sätze des Supermarktes

abgenutzte Adjektive flaggenüberzogener Särge

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Simon Weiland

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von absicht

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Dieses und das folgende Gedicht aus: Peter Salomon: Der Herr am Nebentisch. Gedichte. Edition Isele. 1994. Mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag.

Peter Salomon

Auf der Brücke, Schwäne

Ich schaue aufs nächtliche Wasser. Dort schwimmen

Zwei weiße Töpfe mit langen weißen Röhren obenraus.

Ich mühe mich ab, ganz locker

Zu sehen und zu schauen

Die Formen und die Farben. Paar

Lichter glitzern auf der Oberfläche, Tupfer.

Die behalsten Töpfe, von der Brücke treiben sie weg.

Die Lichter tanzen. Ganz

Langsam vertieft sich die Sicht.

Hinter mir die Bahngeleise. Hinter

Diesen die Fahrstraße. Eisen- und Steinmuff, Pisse-

Geruch. Abgase. Gehupe, Geheule, Rauschen.

Böiger Wind, gemacht von Fahrzeugen.

Wie leicht es fällt von Sinnen zu leben

Umgeben von namhaften Ungeheuern -

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Peter Salomon

Die kaputte Brille

Ich hab meine Brille nicht auf.

Ich kann nicht viel sehn.

Aber wenn Du's bist, Jane,

sei leise und komm rauf.

Setz Dich hin. Trink'n Schluck Tee.

Ich dachte erst, Du bist Jane.

Hast Du sie heute schon gesehn?

Ich nicht. Ich geh

jetzt mal in die Stadt,

durchsuche die Kneipen etcetera.

Die Nacht ist klar. Es ist Föhn.

Beim Tor vom Hallenbad,

wenn ich besser sehen könnte, da-

hinten, vielleicht wär das Jane?

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Matthias Kehle

Von kleiner Statur

eingefallene Wangen

mit einem schönen

Gesicht vielleicht noch

jung von Geburt schwächlich

einen Tropfen Blut in den

Pupillen verschwommen

die alten Geschichten aber wahr

mit einer weder sanften noch

derben Stimme schaut er

wie die Wolken Ränder bekommen

aus Argwohn die Tage seien

als Versuch gedacht

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Oliver Finus

Auf ein Neues

Mein Kamerakopf rast

wieder mal

der asphaltierten Spurrille entlang

Bekannte Einstellung

schiefgelegt auf Verlorenheitsendlosigkeit geschaltet

Das Niemals Ankommen Wollen

bleibt auf dem Fernsehsessel festgeschnallt

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Oliver Finus

In der Zwischen-Zeit

Ich bin aufgewacht

der Horizont und die Sonne

sind plötzlich aus meinem Traum verschwunden

Jetzt werden die Stiefel geschnürt

für den täglichen Marsch

nicht ganz in der Mitte der Betäubungsstraße

Der Lärm der Raubkopien

Hinter meinen Augen

treibt meinen Schritt vorwärts

und macht mir Hoffnung zu spüren

wie der Erdball sich abtrennt, zerspritzt und verglüht

Hinter meinem Rücken

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