- TanGo - Cybertango
- [*****] Hier gibt es ein Gedicht. Das heißt Tango Tanga. Das bleibt nicht wie es ist. Dazu gleich mehr. Das gut eingespielte Team Reinhard Doehl und Johannes Auer, die Gewinnerin des ersten ZEIT / IBM-Internet-Literaturwettbewerbs, Martina Kieninger, von der es ein wenig zu oft heißt, dass sie Gewinnerin eben dieses Wettbewerbs ist - sie kann nämlich auch sonst was - und andere Partner haben hier ein kollaboratives Literatur- und Kunstprojekt ins Web gestellt, das sich von den sonstigen erheblich unterscheidet: unter einem Leitthema, dem Tango, versammeln sich beliebige Werke, die NICHT miteinander zusammenhängen müssen. So geht es zu wie in einer Künstlerkneipe, keiner der Beiträge ufert aus und man kann da und dort was aufschnappen. Das dennoch alles irgendwie passt, ist wohl der Präsenz von Johannes Auer von der Stadtbücherei Stuttgart zu danken, die (in internationaler Partnerschaft) mit dem Goetheinstitut Montevideo auch Hauptgastgeberin ist. Es fällt aber schwer, zu beschreiben, denn das endet, vor allem wo Kürze geboten in einer Liste: Der Pietistentango kommt als bewegtes Bild mit Klick daher, zeigt, worum es beim Tanze geht und übt das Handgelenk. Kill the Poem strapaziert Geduld und Kasse des Modembenutzers aufs Äußerste - wie mir scheint ohne Grund, aber ich hab's nicht bis zum Ende durchgehalten. DIE BOUTIQUERIA TRANSPYRIERET LAMBADEN bietet Text per Klick und animated Gif - nicht immer leuchtet ein, warum. Die Tango-Bar zeigt einige der über 2000 Variationen des gleichnamigen Gedichts von Fernando Gomarez in deutscher Übersetzung - das ist sehr hübsch, aber mir fehlten die Originaltexte. Den worm applepie gab's nicht, obwohl ich sowas, ohne worm, ja mag, dafür kann man bei Rafael Capurro etwas über Semantik lesen. Und unter dem Titel Ziegenbalett gibt's einen Ziegentango tatsächlich tanzender Gifs - erinnert ein wenig an die Amiga-'Video'kunst der Achtziger. Mittendrin Textspiel - play the poem - drei Gedichte (noch) von Reinhard Doehl in denen jeder Besucher einzelne Verszeilen verändern darf - klar dass da der Rhythmus auf der Strecke bleiben kann - aber wie sagt Martina Kieninger? "Warum ein weiteres "Mitschreibe-Projekt"? Weil ich immer noch nicht weis, was das ist, internet-Literatur." Tja, wieß ich auch nicht. Und wenn man bedenkt, dass das Internet aus mehr als einem Dienst, aus mehr als dem WWW besteht, hat vielleicht einfach der Begriff keinen Sinn. Bringt's dass alles? Wie gesagt: hier läßt sich nicht alles über einen Kamm scheren - aber ein echter Ort der Kunst ist es allemal. für deutsche Verhältnisse sogar ein verblüffender. (http://www.stuttgart.de/stadtbuecherei/tango/s/tango.htm) (06/98) [ds]
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